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Anne Wöhlert: Die Highspeed-Arbeit bei „Promi Big Brother“

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Anne Wöhlert: Die Highspeed-Arbeit bei „Promi Big Brother“

Erstellt von Anne Wöhlert | | Gespräche und Porträts

Unsere Editorin Anne Wöhlert arbeitet in Köln. Sie hat u. a. „Hot oder Schrott: Die Allestester“ oder „Promi Big Brother“ geschnitten. Ehe sie den Beruf der Editorin gelernt hat, machte sie ihren BA in Germanistik und Philosophie. Die Highspeed-Arbeit bei „Promi Big Brother“ für den neuen Produktionsriesen Endemol Shine Germany fordert viel von ihr. Es ist ein anspruchsvoller Job. Und er macht ihr riesig Spaß. Hier erzählt sie uns, was sie dort eigentlich genau macht und wie ihre Arbeitstage aussehen.

BFS: Liebe Anne, du arbeitest als Editorin in Köln, hast u. a. „Hot oder Schrott: Die Allestester“ oder „Promi Big Brother“ geschnitten. Bevor du den Beruf der Editorin gelernt hast, hast du deinen BA in Germanistik und Philosophie gemacht. Die Arbeit bei „Promi Big Brother“ für den neuen Produktionsriesen Endemol Shine Germany gefällt dir. Und fordert viel von dir. Es ist ein anspruchsvoller Job.

Wie müssen wir uns das vorstellen? Wo arbeitet ihr? Ihr bekommt ja täglich Material.

 

ANNE: Promi Big Brother ist ein sehr spannendes Format, das vom gesamten Team einiges abverlangt. Inklusive Proben ist die gesamte Postproduktion knapp drei Wochen täglich vor Ort.

Alle Gewerke arbeiten hier sehr eng zusammen - inhaltlich aber auch örtlich gesehen. In den MMC Studios in Köln befinden sich dann Drehort, Regie, Schnitt, Tonstudio, Grafikabteilung, usw., also alles was man braucht. Das ist eine enorme logistische Herausforderung. 

Die Regie ist rund um die Uhr besetzt und dort wird bereits der grobe Rahmen gesteckt für die Geschichten, die wir Editoren dann montieren. Alles was im PromiBB-Haus passiert, wird dort beobachtet und geloggt. Nun entscheidet der Show-Producer, welche Geschichten überhaupt geschnitten werden und in die Sendung kommen. Wir Editoren bekommen dann jeden Tag eine neue Geschichte auf den Tisch, als ALE. 

 

BFS: Bei Shows muss ja alles etwas schneller gehen. Wie groß sind die Teams? Und wie arbeitet ihr zusammen? Wie sprecht ihr euch ab? Arbeitet ihr in Schichten? Habt ihr auch Assistenten?

 

ANNE: Eine Produktion wie Promi BB braucht ein riesiges Team von Leuten, um so etwas stemmen zu können. Wie viele Leute insgesamt involviert sind, kann ich nicht sagen. Es sind aber grob geschätzt 10 Editoren plus jeweils ein Redakteur, die in Schichten gemeinsam schneiden. Es wird also rund um die Uhr geschnitten. 

Die geloggten Geschichten (Items) werden bereits in ein LineUp gepackt, und es wird eine gewünschte Länge vorgegeben, die das Item haben sollte. So ergibt sich aus vielen Items die Sendung. 

Jeder Editor arbeitet mit einem Schnittredakteur zusammen. Zu Schichtbeginn werden beide gebrieft: was so passiert ist im Haus und wie die geschnittene Geschichte dann so aussehen soll. Und dann wird geschnitten!
Das Material wird ebenso 24/7 nachgeladen und über die ALEs bekommen wir dann ganz grob die wichtigen Blöcke für unsere Geschichten in den Avid. Das kann Material von bis zu ein paar Stunden sein. Da das Material aber geloggt ist, kann man sich auch anhand der Timecodes durchhangeln. 

 

Die zu schneidenden Blöcke müssen erst gegroupt werden. Das Material besteht aus 2-4 Streams, die Streams beinhalten die von der Regie angewählten Kameras, die die Geschichte verfolgen (im PromiBB-Haus und im Außenbereich befinden sich ca 60 Kameras). Das Material ist also quasi von der Bildregie „vorgeschnitten“. Für jeden Kandidaten im Haus gibt es eine abgesteckte Tonspur, die in den zwei Streams liegt und angewählt werden muss. 

Das Material ist zwar bildlich durch die Auswahl der Kameras „vorgeschnitten“, trotzdem müssen Editor/Redakteur durch die verschiedenen Streams, durch Auswahl der Schnittbilder etc. die Geschichte montieren. 

 

Eine Schicht geht 10 Stunden und innerhalb dieser Zeit muss die Geschichte geschnitten, vom Sender abgenommen und gegebenenfalls auch noch geändert werden. Bei kurzen Geschichten macht man auch mal zwei. 

Wichtig ist hier im Schnitt ein perfektes Zusammenspiel zwischen Editor und Redakteur. Man muss ziemlich schnell ein gutes Ergebnis erzielen und kann sich zeitlich kein Verrennen in die falsche Richtung erlauben. So arbeitet man zusammen so kreativ aber auch so schnell wie möglich. 

 

Oft muss man sich auch mit den anderen Teams absprechen, weil jede Geschichte ja mit der vorherigen zusammenhängt. 

Im Endschnitt wird dann aus den einzelnen Geschichten die Sendung zusammengebaut. 

Alle Teams werden bei inhaltlichen Fragen aber auch von Line Producern betreut. Diese koordinieren auch die Abnahmen, fragen den Status ab und die Längen der Geschichten. 

Manche Geschichten schaffen es auch gar nicht in die Sendung, weil zum Beispiel, während die Geschichte geschnitten wurde, im Haus noch etwas Stärkeres passiert ist. Dann fällt die weniger starke Geschichte aus der Sendung. Damit muss man leben können, denn die Sendung soll ja nur aus den stärksten Teilen des Tages bestehen. Es kann auch sein, dass man etwas anfängt und feststellt, dass die Geschichte sich nicht erzählt oder recht schwach wirkt und in Absprache mit dem Line Producer wird dann beschlossen, etwas anderes zu schneiden. 

 

BFS: Kann jeder Editor Show schneiden? Oder muss man bestimmte Qualitäten besitzen, ohne die es nicht geht?

ANNE: Gerade den Editoren wird hier einiges abverlangt. So muss der Editor in seinem Arbeitsfeld nicht nur technisch schnell und einwandfrei arbeiten, sondern sich auch inhaltlich und kreativ stark an der Gestaltung der Geschichte beteiligen. 

 

Man weiß nie, was man auf den Tisch bekommt - eine emotionale, traurige Geschichte oder einen Streit, eine Liebesszene oder etwas Lustiges. Editor und Redakteur müssen auf alles vorbereitet sein und alles umsetzen können! Auch musikalisch muss man auf alles vorbereitet sein, für jede Emotion Musik parat haben. Man muss hohe Flexibilität, Kreativität, Schnelligkeit und natürlich Belastbarkeit durch den enormen Zeitdruck mitbringen. 

 

Da sich die Zusammenarbeit zwischen Redakteur und Editor kreativ befruchten muss, werden die Teams durch die Produktionsfirma sehr bedacht zusammengestellt (wer kann mit wem?). Bei so einer intensiven Zusammenarbeit muss es zwischen Redakteur und Editor harmonieren – sie müssen sich kreativ beflügeln! So bestehen diese Teams teilweise schon seit mehreren Jahren! 

 

Alles in allem macht es unglaublich Spaß, Teil dieses riesigen Arbeitsprozesses zu sein. Das ist wie ein Uhrwerk. Es ist unglaublich anstrengend, aber auch wahnsinnig aufregend. Alle arbeiten so eng verzahnt miteinander, alles muss funktionieren und alle wollen jeden Tag eine tolle Sendung abliefern! Das Spannendste ist, dass man nie weiß, was man am nächsten Tag schneiden wird. Es ist unglaublich anstrengend, aber auch wahnsinnig aufregend.

Alle holen das Bestmögliche aus dem Material heraus, sind jeden Tag aufs Neue mit einer unglaublichen Hingabe dabei und geben wirklich alles! 

Und es ist natürlich ein wunderbares Gefühl, dass man am Ende des Tages nach Hause fährt und etwas Schönes komplett fertig gestellt hat!

 

BFS: Liebe Anne, vielen Dank für den spannenden Einblick in deine Arbeit!

Anne Wöhlert

Anne Wöhlert