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Künstler*innen und Kreative in Not – Initiative Kulturschaffender ruft die Politik zum Handeln auf

| Was gibt's Neues?

Offener Brief der Künstler*innen, Freiberufler*innen, Solo-Selbständigen und Unternehmer*innen in der Kultur-, Kreativ- und Unterhaltungsbranche

 

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrte Ministerpräsident*innen,

sehr geehrte Minister*innen und Staatssekretär*innen für Kunst, Kultur und Wirtschaft, sehr geehrte Abgeordnete des Deutschen Bundestages und der Landtage,

die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie bestimmen seit mehr als fünf Wochen Alltag und Diskurs auf allen Ebenen unserer Gesellschaft. Für einen Großteil der Künstler*innen, Freiberufler*innen, Solo-Selbständigen und Unternehmer*innen in der Kultur-, Kreativ- und Unterhaltungsbranche in ganz Deutschland ergibt sich aktuell eine immer dramatischere und existenzbedrohendere Situation. Viele stehen unverschuldet vor einem wirtschaftlichen Abgrund, wenn nicht umgehend Änderungen bzw.

Ergänzungen an den bisherigen Hilfsprogrammen erfolgen.

Wir, die „Initiative Kulturschaffender in Deutschland“, sind ein ehrenamtlich arbeitendes, offenes Bündnis von freischaffenden Künstler*innen sowie selbständigen Akteur*Innen der Kultur- und Kreativwirtschaft, die sich unter den einschneidenden Auswirkungen der Corona-Pandemie am 7. April 2020 zu einem bundesweit agierenden Informations- und Solidaritätsnetzwerk zusammengeschlossen haben. Vorausgegangen waren bereits im März 2020 lokale und regionale Bündnisse.

Anhand eines von uns erarbeiteten und veröffentlichten praxisorientierten Positionspapiers möchten und müssen wir Ihnen detailliert die Probleme und Missstände der bisherigen angewandten und leider zumeist wenig oder überhaupt nicht greifenden Bundes- und Länder-Soforthilfen aufzeigen. Und Ihnen damit deutlich machen, wie prekär und heikel die aktuell unsichere soziale und vor allem wirtschaftliche Situation der freischaffenden Künstler und Solo-Selbständigen zur Stunde ist.

Um den unweigerlichen sozialen Abstieg eines ganzen Berufszweiges und damit von geschätzt 2 Millionen Menschen zu verhindern, appellieren wir an Sie, dass bisherige System an Soforthilfen grundlegend neu zu strukturieren. Dazu wollen wir, die „Initiative Kulturschaffender in Deutschland“, Ihnen mit unserem Positionspapier eine wichtige Grundlage zur Verfügung stellen, die als Basis für eine sinnvolle Reformation der Vergabe von Hilfsgeldern dienen kann und soll.

Zusammengefasst ist festzustellen, dass die Landes- und Bundesmittel für die von uns vertretenen Betroffenen nicht ausreichend und zielgerichtet sind. Um den Fortbestand der Veranstaltungs-, Kultur- und Kreativbranche zu ermöglichen, sind maßgebliche Änderungen der bisherigen Gegebenheiten sowie dringende Verbesserungen der Hilfsprogramme notwendig:

  1. Es ist dringend geboten, dass klare Rechtsverbindlichkeiten bezüglich der Soforthilfe-Programme sowie der vereinfachten Grundsicherung aufgestellt werden.
  2. Es ist umgehend notwendig, ein bundeseinheitliches Vorgehen zur direkten und speziellen Unterstützung von Solo-Selbständigen und freien Kulturschaffenden zu realisieren.
  3. Wir halten es für unabdingbar, dass Solo-Selbständigen und freien Kulturschaffenden ein Programm zur Soforthilfe zum Ausgleich der existenzbedrohenden Einbußen zur Verfügung gestellt wird, das unabhängig von der Grundsicherung funktioniert.
  4. Wir sehen es als unverzichtbar an, dass Solo-Selbständige sich ebenfalls ihren “Geschäftsführerlohn” als Betriebsausgabe über Soforthilfe-Programme finanzieren können.
  5. Wir fordern ein durch Landes- und Bundesmittel abgedecktes bundeseinheitliches Soforthilfe- Programm, in welches ein monatlicher Bedarf zur Lebenshaltung in Höhe von 1.180,00 Euro integrierbar ist.

Die Wichtigkeit unserer Bemühungen und unserer Ziele wird inzwischen von mehr als 5.250 Musiker*innen, Schauspieler*innen, Autor*innen, Artist*innen, Kunsthandwerker*innen, Eventgastronom*innen, freien Journalist*innen, Fotograf*innen, Veranstaltungstechniker*innen, Schausteller*innen und weiteren Vertreter*innen der kreativen Berufe sowie von Verbänden und Organisationen unterstützt, die in den vergangenen Tagen unser Positionspapier unterzeichnet haben.

Nach ersten Schätzungen werden etwa drei Viertel der Freischaffenden und Selbständigen eine solch lange Zeit ohne Aufträge und Einnahmen wirtschaftlich nicht überstehen können. Privatinsolvenzen und der nicht mehr umkehrbare Weg zu Hartz IV sowie der Verlust einer breiten Vielfalt der Kultur- und Kreativlandschaft für unsere Gesellschaft werden die Folgen sein.

Nur wenn Politik, Verbände und Interessengemeinschaften zusammenarbeiten, lassen sich die aktuell großen Herausforderungen gemeinsam meistern. Wir stehen für Gespräche bereit und leisten gerne unseren produktiven Beitrag zu dieser Aufgabenstellung. Wir bitten Sie eindringlich, dies auch zu tun.

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

Jana Riediger       Oliver Golumbiewski

stellvertretend für aktuell 5.250* Mitzeichnende als Sprecher*innen der

„Initiative Kulturschaffender in Deutschland“ (* Stand: So., 19. April 2020, 23:00 Uhr)