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Wir trauern um Uta Schmidt

| Magazin

Am Montag haben wir von dem tragischen Tod unseres langjährigen Mitglieds Uta Schmidt erfahren. Unser tief empfundenes Beileid gilt ihrem Mann Chris Kraus, den Angehörigen sowie den Kolleg*innen und Freund*innen, die jahrzehntelang mit ihr zusammen gearbeitet haben.

Uta Schmidt begann ihre Karriere 1987 als Schnittassistentin bei der Bavaria München und hat bereits früh bei zahlreichen Kinofilmen assistiert, darunter HOMO FABER (1991, Regie: Volker Schlöndorff) und JUSTIZ (1993, Regie: Hans W. Geißendörfer). Seit 30 Jahren arbeitet sie als freie Editorin erfolgreich im Kino- und TV-Bereich für Regisseurinnen wie Anna Justice, Hermine Huntgeburth, Laura Schroeder oder Maria von Heland und für Regisseure wie Ed Herzog, Titus Selge, Ingo Rasper oder Michael Baumann.

Mit Chris Kraus verbindet sie eine jahrzehntelange berufliche Kooperation. Sie erhielt für ihre "meisterliche und musikalische Montage" (Jurybegründung) in seinem Kinofilm VIER MINUTEN den Deutschen Kamerapreis 2007 (Kategorie "Bester Schnitt Kinofilm"), der ihr zwei Jahre später erneut für Kraus' TV-Krimi BELLA BLOCK – REISE NACH CHINA verliehen wurde. Sie wurde darüber hinaus mit VIER MINUTEN für den Deutschen Filmpreis nominiert, erhielt eine Nominierung für den Preis der deutschen Filmkritik (für Kraus' POLL 2012) und wurde dreimal für den Schnittpreis Edimotion nominiert.

Uta Schmidt starb am 14. November 2023 nach kurzer, schwerer Krankheit. 15 JAHRE ist der letzte Film, den sie in alleiniger Verantwortung beenden konnte.

 

Ein Nachruf von ihrem Kollegen und BFS-Mitglied Benjamin Hembus:

Diese Frau hat mir viel Zeit gestohlen! Und ich war ihr jedes Mal so dankbar dafür. Wann immer wir uns trafen oder telefonierten, uferten die Gespräche ins Gigantische aus. Eine kleine Anfrage über eine verwendete Musik schlug Wurzeln und bevor wir es uns versahen, waren drei Stunden vorbei.

Uta hatte noch in München Schnitt-Assistenz gelernt und dort ihre ersten Erfahrungen bei Annette Dorn und Dagmar Hirtz gemacht, bevor es sie nach Berlin zog. Dort haben wir uns kennengelernt, in den verlebten Gängen der Dffb. Genau wie ich wollte Uta ihre zukünftige Klientel lieber unter den Studenten suchen statt weiter Filmschnipsel auf den Boden der Galgen zu suchen.

Joni Mitchell hat einmal gesagt: „Nur die Salieris dieser Welt erkennen die Grösse von Mozart!“ Und so ging es mir in diesen Jahren, als wir in vielen Nächten unzählige Studentenfilme schnitten. Manchmal kam Uta zu mir in den Schneideraum und sagte: „Kannst du dir das mal anschauen?“ Und jedes Mal saß ich mit offenem Mund da und staunte über diese unbändige Phantasie, ihr Gespür für Storytelling und ihre grenzenlose Liebe für unseren Beruf, dessen Möglichkeiten sie weit über alle Grenzen auslotete. Wer mit ihr zusammenarbeitete, wusste genau, was man an ihr hatte und hielt ihr über Jahrzehnte die Treue. Allen voran natürlich Chris Kraus, aber auch Anna Justice, Ed Herzog, Titus Selge und viele andere.

Uta war niemals etwas ‚egal‘. Sie verabscheute nichtigen Small Talk. Wenn man sich mit ihr unterhielt, ging es immer um große Themen. Ich habe nie jemanden getroffen, der einen so moralischen Kompass hatte und nach ihm lebte. Sie konnte für ihre Überzeugungen kämpfen wie eine Löwin. Wenn man eine andere Meinung hatte, musste man sich sehr sicher sein, ein gutes Fundament zu haben, denn eine lange Diskussion stand einem bevor. Und danach war man jedes Mal reicher…

Nun wurde uns Uta geraubt. Ich vermisse schon jetzt ihren Mut, ihre Ehrlichkeit und ihre Kampfeslust. Ihr Geschenk an uns war ihre Forderung, genauso aufrecht und geradlinig wie sie zu sein, auch wenn wir das nie so erfüllen können. Aber ein wenig von ihrer Inspiration aufzunehmen und weiterzutragen, das sollten wir doch versuchen!