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Alexander Berner: "Sich nicht ausspielen lassen"

Ende 2019 fand die Gründung des Dachverbands "Tempo - Federation of Film Editors Associations" statt. Eines der Gründungsmitglieder ist der Bundesverband Filmschnitt, dessen Vorstandsmitglied Alexander Berner hier die Ziele von Tempo erläutert.

Alexander Berner (Bild: walter wehner)

| Magazin

05.02.2020 09:06 • von Barbara Schuster

Tempo umfasst zwölf Berufsverbände für Filmeditoren aus zwölf Ländern. Wie kam es zur Gründung und welche Themen stehen auf der gemeinsamen Agenda?

 

2018 trafen sich beim Kölner Festival für Filmschnitt Film Plus, Editoren und deren Verbände aus aller Herren Länder. Der formlose Austausch mit den Kollegen war so inspirierend, dass ich einige von ihnen nachher angerufen habe und vorschlug, uns international zusammenzuschließen. Alle Verbände sind national für sich sehr aktiv, aber wir beginnen unsere Arbeit, z.B. Umfragen, Recherchen, Mitglieder Service, etc. immer bei null. Erfahrungen und geleistete Vorarbeit zu teilen, ist da natürlich sehr hilfreich und belebend. Bei Film Plus 2019 unterschrieben schließlich zwölf Verbände. Inzwischen sind es 15 Verbände und weitere signalisieren Interesse.

 

Gibt es Bereiche, die bereits konkret angegangen worden sind?

 

Wir arbeiten z.B. an internationalen Standards. Die Franzosen der LMA haben, in Kooperation mit anderen Gewerken, einen Guide erarbeitet, wie eine optimale Postproduktion durchzuführen ist. Das kann bei uns Editoren und bei den Produktionen enorm Zeit und Geld sparen und optimale Qualität ermöglichen. Dieses Werk verteilen wir nun über Tempo an alle Mitgliedsverbände. Des Weitern arbeiten wir an Themen wie Ausbildung, Gender-Equality, Urheberrecht und Gagen-Gefüge. Wir müssen darauf achten, dass wir multinationale Firmen gemeinsam begegnen und uns international nicht ausspielen lassen.

 

Die zunehmende Globalisierung der Medienbranche bringt viele Vorteile, aber sicher auch viele Nachteile mit sich. Können Sie sowohl Vor- als auch Nachteile in Ihrem Berufsfach erläutern?

 

Ein Vorteil der Globalisierung, die ja mit der Digitalisierung einhergeht, ist die deutlich spürbare Zunahme an Arbeit durch die Streaming-Dienste. Wir erleben einen erheblichen Personalmangel im Schneideraum. Ein Nachteil ist, dass wir Editoren in anderen Ländern oft die Gepflogenheiten, etwa was Arbeitsweisen, Gagen oder rechtliche Eigenheiten angeht, nicht gut kennen. Tempos Mitgliedsverbände sind lokale Ansprechpartner und erleichtern den Einstieg.

 

Was hat Tempo jenseits der Vernetzung untereinander geplant?

 

Wir haben ein gemeinsames Kommunikationsforum, eine Website, jährliche Treffen und planen Veranstaltungen, die von Land zu Land ziehen. Ich bspw. bereite gerade ein Seminar vor, dass den Beruf der Schnittassistenz aufwerten und neu definieren will. Weg vom Image des Zuarbeiters oder Sprungbrett Jobs, hin zu dem, was es ist: Ein eigenständiger Vollzeit-Beruf, der neben vorbereitender und kreativer Zuarbeit die administrative Verantwortung des Filmschnitts trägt. Sie kommen als Erste und bleiben bis zum Ende, während Editor*Innen sich oft schon auf neuen Projekten befinden. Darüber hinaus schaffen wir es durch die internationale Vernetzung als Filmeditoren stärker Präsenz zu zeigen. Etwa wenn in Brüssel über das Urheberrecht diskutiert wird, wichtige Branchentreffen anstehen etc. Als nationale Einzelverbände können wir das gar nicht leisten und finden kaum Gehör.

 

Wie ist es um die Ausbildungssituation bei Filmeditoren bestellt in Deutschland und auch weltweit? Ist das auch ein Thema bei Tempo?

 

Ausbildung ist ein wesentliches Thema. Wir brauchen gut ausgebildeten Nachwuchs. Mathias Paduch vom BFS hat gerade erst in einer Kommission den Lehrplan für die Ausbildung der Mediengestalter überarbeitet und dafür gesorgt, dass für uns als BFS wichtige Inhalte vorkommen. Tempo arbeitet an einem Austauschprogramm für junge Editoren und Schnittassistenten, damit sie sehen, wie Dinge in anderen Ländern funktionieren, aber auch von dort mitnehmen, was sich zuhause besser machen lässt. So nimmt Tempo Einfluss auf internationale Mindeststandards.

 

Das Gespräch führte Barbara Schuster